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Gem. PM Uni Duisburg-Essen, DAK-Gesundheit, BVSD: „Versäumnisse bei der Opioid-Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen – Neue Studienergebnisse“
Essen, 11. Dezember 2024. Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopfverbrauch opioidhaltiger Schmerzmittel. Diese werden insbesondere bei starken chronischen Schmerzen als Langzeittherapie eingesetzt und bergen das Risiko erheblicher Nebenwirkungen. Deshalb werden besondere Anforderungen an die ärztliche Betreuung gestellt. Neue Studienergebnisse zeigen, dass rund zwei Prozent der Studienteilnehmer über 18 Jahre eine Opioid-Langzeittherapie wegen chronischer Schmerzen erhielten. Frauen bekamen fast dreimal so häufig Langzeitverordnungen wie Männer. Für die Studie wurden Versicherte der DAK-Gesundheit mit Rücken- oder Arthroseschmerzen sowie Ärzte verschiedener Fachrichtungen befragt. Zudem wurden Daten der DAK-Gesundheit zur Versorgung von chronischen Schmerzpatienten in Opioid-Langzeittherapie ausgewertet.
In dem nun abgeschlossenen Innovationsfondsprojekt untersuchten Wissenschaftler des Lehrstuhls für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen (UDE) von Herrn Prof. Dr. Jürgen Wasem gemeinsam mit der DAK-Gesundheit und dem Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD) die aktuelle Versorgungslage in der Opioid-Therapie.
Als Gesamtergebnis der Studie konnten in der Versorgung von Menschen mit Langzeitanwendung von Opioiden fünf Problemfelder festgestellt werden:
- Lange Verordnungshistorie: Knapp die Hälfte der 113.476 eingeschlossenen Versicherten der DAK-Gesundheit mit Opioid-Langzeitverordnungen wies auch im kompletten Vorjahr Opioid-Verordnungen auf. Lediglich jeder Zehnte mit derart langer Vorgeschichte konnte seine Opioid-Behandlung im Studienzeitraum beenden.
- Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und fehlende Multimodalität: Neben Opioid-Verordnungen sollten Patienten mit chronischen Schmerzen auch nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Krankengymnastik und Psychotherapie erhalten. Dies ist aber bei einem Fünftel der Patienten gar nicht und bei vielen weiteren Patienten nur zeitweise der Fall.
- Opioid-Verordnung durch mehrere Ärzte: Etwa ein Drittel der Versicherten erhält Opioide von mindestens drei Ärzten innerhalb von zwei Jahren. Sowohl Ärzte als auch Patienten sehen aber Schwierigkeiten in der Koordination zwischen den behandelnden Ärzten.
- Opioid-Abhängigkeit: Knapp drei Prozent der Versicherten weisen Diagnosen hinsichtlich eines schädlichen Gebrauchs des Medikaments auf. Hierbei scheinen eher Männer, jüngere Menschen und Personen mit psychischen Problemen betroffen zu sein.
- Versorgungsqualität: Diese weist in der ambulanten Versorgung chronischer Schmerzpatienten Verbesserungspotenzial auf. Nur knapp ein Drittel der Schmerzpatienten gab an, dass mit ihnen ein umfassendes Behandlungskonzept erarbeitet wurde. Auch der Mangel an qualifizierten Schmerzmedizinern könnte hierfür ein Grund sein.
In dem Projekt erarbeiteten die Wissenschaftler auch gesundheitspolitische Handlungsansätze und Maßnahmen, die diese Problemfelder adressieren. Diese beziehen sich auf die allgemeinen Rahmenbedingungen, etwa Anpassungen der medizinischen Leitlinie, Rahmenbedingungen der medizinischen Leistungserbringung, wie die Berücksichtigung der Schmerztherapie in der Bedarfsplanung, die ärztliche Leistungserbringung, etwa Suchtmonitoring, sowie das Empowerment der Patienten, beispielsweise durch Informationskampagnen.
Die Studie „Opioidhaltige Analgetika – Untersuchung zu Entwicklungstrends in der Versorgung bei nicht-tumorbedingten Schmerzen (Op-US)“ wurde mit Mitteln des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss unter dem Förderkennzeichen 01VSF19059 gefördert.
Detaillierte Informationen zu den Studienergebnissen sind abrufbar unter:
https://www.bvsd.de/wp-content/uploads/2024/12/Pressemappe_OP-US_12_24.pdf
Pressekontakte:
UDE: Dr. Silke Neusser, Tel.: 0201 / 1 83 31 58, silke.neusser@medman.uni-due.de
DAK-Gesundheit: Jörg Bodanowitz, 040 / 23648552160, presse@dak.de
BVSD: Wolfgang Straßmeir, Tel. 030 / 2 88 67 260, ws@bvsd.de